Audax-Randonneure-Allemagne: Jubiläumsbrevet Paris – Hamburg September 2017

Die Farben der Trikolore auf schleswig-holsteinisch

Brevet heißt Prüfung…

                                    ….und die kann bestanden oder nicht bestanden werden !

Ein Fahrbericht von Jörg B.


Nun ist schon rund drei Wochen her als ich mich zu meinem diesjährigen Jahreshighlight  mit ca. 40 weiteren norddeutschen Randonneuren am 9. September frühmorgens mit dem Autobus auf den Weg von Hamburg nach Paris machte.

 

Es fing leider schon „ungut“ an: der Bus stand am Treffpunkt ohne den mitbestellten Fahrradanhänger. Als dieser dann von einem weiteren Bus angeliefert wurde, fehlte der richtige Stromadapter für die Anhängerbeleuchtung. So starteten wir statt um 06.00 Uhr erst um 07.15 Uhr.

Die geplante Aufnahme weiterer Randonneure in Köln verzögerte sich annähernd um eine weitere Stunde, da es Unklarheiten über den Treffpunkt gab. Hinzu kamen gesetzlich vorgeschriebene Pausen- und Standzeiten, die Tatsache, daß die Höchstgeschwindigkeit mit Anhänger 90 Km/h nicht überschreiten durfte… Ankunft in Paris 00.30 Uhr.

 

Ich schreibe dies, weil die ewig lange Zeit im Bus, die engen Sitzreihen, das ständige Drücken der Rücklehne des Vordermannsitzes gegen meine Knie sehr wahrscheinlich zu meinem Scheitern maßgeblich beitrugen.

 

Mein Radsportfreund Stephan H. teilte mit mir das Hotelzimmer im Ibis, alle Randonneure nahmen ihre Sportgeräte mit aufs Zimmer.

Der folgende Tag, Sonntag, sollte für Alle zur Regeneration und Einstimmung auf unser Super-Brevet dienen. Nachmittags holten wir unsere Startunterlagen am ca. 4 km entfernten Sportplatz ab, ein Punkt von dem aus auch die französichen Randonneure ihre Brevets starten.

Stephan und ich fuhren mit dem Taxi dorthin nachdem wir bereits tagsüber einen längeren Spaziergang unternommen und dabei Chateau de Champs besichtigen konnten. Den Rückweg traten wir dann zu Fuß an.

 

Am Montagmorgen ging es dann los: drei Startblocks (04.50 Uhr, 05.00 Uhr und 05.10 Uhr). Obwohl wir zusammen starten wollten, ich zuvor noch den Reifen aufpumpte, sah mich Stephan nicht, glaubte ich sei schon losgefahren und fuhr dann ohne mich los.

 

Unterwegs holte ich Stephan ein, wir klärten unser Mißgeschick und fuhren dann zusammen weiter…zunächst jedenfalls.

Stephan bekam zunehmend Probleme mit seiner Sattelstützentasche auf die er zusätzlich einen Plastikbeutel mit Utensilien gepackt hatte: immer wieder neigte sich die Tasche bis aufs Hinterrad. So mußte er immer wieder stoppen und die Tasche erneut festzurren, was aber nur vorübergehend half. Schließlich riß bei einem erneuten Festzurren der Plastikclip. Ich konnte Stephan mit zwei großen Kabelbindern helfen.

 

Ein weiteres technisches Problem, was schließlich zum K.O.-Kriterium wurde, war die Tatsache, daß die elektrische Schaltung an Stephan`s Rad ausfiel: kaputte Akkus !

 

Stephan beschloß dann aufzugeben, rief seine Freundin an, die ihn dann spät abends kurz vor der französich-deutschen Grenze mit dem Auto abholte.

Zeitweise fuhren wir noch zusammen.

 

Die Fahrt durch die Champagne war ganz einfach herrlich: entlang der Marne immer wieder stattliche Wein- und Champagnergüter. Aus den Weinkellern stieg der Gärgeruch der vergärenden Trauben in die frische Herbstluft.

 

Ich fühlte mich gut. Unterwegs brach bei Michael von St. Pauli der Sattelstützenclip. Auch hier konnte ich mich nochmal nützlich machen und half erneut mit großen Kabelbindern aus. Dann bin ich mit Michael und Jens von Nortorf weitergeradelt. In Chalon au Champagne kehrten wir gleich am Ortseingang in eine Gaststätte ein. Was essen Randonneure ? Kohlenhydrate, also Spaghetti Bolognese bei dieser Gelegenheit.

 

Alles war soweit gut. Doch auf dem Weg nach Verdun begann in meinem linken Knie ein Ziehen, später Zwicken, doch es fühlte sich noch nicht schlimm an.

Der kräfte Südwestwind verhalf zu schneller Fahrt. So konnte ich teilweise 35 – 40 Km/h fahren. Klar macht das Spaß so flott voranzukommen.

 

Kurz vor Metz wurde es dann mit meinen Knieschmerzen immer schlimmer. In Metz kehrten wir in ein italienisches Restaurant ein und den Umstand, daß wir lange auf unser Essen warten mußten, nutzte ich, um mein Knie zu bandagieren.

 

Jedoch half das nicht wirklich. Unterwegs stopte unsere kleine Gruppe, weil ich den Tip bekam den Sattel doch etwas zu verstellen. Ich nahm dann noch eine Schmerztablette ein.

 

Es wurde nicht besser, sondern schlimmer. Inzwischen konnte ich nicht mehr aus dem Sattel steigen, es stach regelrecht im Knie.

 

Bis Wallerfangen im Saarland hangelte ich mich durch und beschloß aufgrund der Tatsache, daß noch 2/3 der Strecke vor mir lagen, also 800 km, mein vorzeitiges Aufgeben. Dort im Depot traf ich zwei weitere Randonneure, die aufgaben. Wir schliefen bis zum Morgen und fuhren dann vom nahe gelegenen Dillingen mit der Bahn zunächst nach Koblenz, hatten dort ausreichend Zeit für eine Mittagspause bis zur Weiterfahrt nach Hamburg. Vorher fuhren wir mit den Rädern zum deutschen Eck, wo Mosel und Rhein zusammenfließen. Dabei stach es wieder in meinem linken Knie. Meine Entscheidung dieses Brevet abzubrechen war also richtig. Meine Physiotherapuetin lobte meine vernünftige Entscheidung.

 

Und was habe ich daraus gelernt ?

Ich werde nie wieder in einem engen Bus ca. 19 Stunden ausharren, sondern eine knieschonende alternative Anreisemöglichkeit wählen.

 

Die nächste Brevetsaison kommt. Es gibt noch tolle Reiseziele.

Unser Hamburger Brevetgründer Claus Cyzoll erwähnte, daß 2018 ein 1000er ab Sankt Petersburg starten soll.

 

Also auf zu neuen Abenteuern !  

 

Mit sportlichem Gruß

Jörg B.

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